Mein Microbiologie Examen in Brünn – Die Kleinsten ganz groß.
Dem ein oder anderen wird es bekannt vorkommen: Man geht feiern, hat einne gute Zeit, trinkt ein oder zwei Bier und steht nachts um drei Uhr leicht verschwitzt bei 8 Grad im T-Shirt vorm Club. Zwei Tage später dann die Nachwirkung: Die Nase läuft und der Hals kratzt. Dieses Semester, nachdem dank coronabedingter Auszeit alle besonders feierwütig waren, konnte die ganze Masarykuniversität in Brünn (Brno) ein Lied davon singen. Seit diesem Semester weiß ich jetzt dank Microbiologie auch, wer vermutlich dafür verantwortlich war: Das Rhinovirus.
An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass viele meiner Kommilitonen das Fach Mikrobiologie nicht so toll fanden. Ich kann das insofern nachvollziehen, da es im Endeffekt darauf hinausläuft, sich einen Haufen, Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten und deren Eigenschaften auswendig ins Hirn zu pressen. Wo für mich dann allerdings die Faszination anfing, war, dass ich das was ich lernte mit praktischen Beispielen und Erfahrungen unterfüttern konnte. Nase läuft: Vermutlich das Rhinovirus. Coronavirus: Wie funktioniert dieses Virus eigentlich genau?
Aus diesem Grund und natürlich, weil ich gerne etwas früher frei habe, habe ich schon relativ früh im Semester angefangen, für das Examen zu lernen. Sehr geholfen hat mir hierbei „Sketchy“, eine Lernplattform, die sich zu jedem der Microorganismen eine kleine Geschichte und ein Bild ausgedacht haben. Dadurch ist es einfacher sich den zum Teil als Aneinanderreihung von Fakten daherkommenden Stoff einfacher zu merken.
Natürlich habe ich auch klassische Materialien, wie Zusammenfassungen und die Karteikarten von Anki benutzt. Die Woche vor der Prüfung bin ich dann den ganzen Stoff mit meiner Freundin noch einmal durchgegangen.
Schneller als mir lieb war, war er dann da: Der Prüfungstag. Zu meinem Leidwesen begann die Prüfung schon um 7 Uhr morgens und leider bin ich jemand, der vor Prüfungen nicht allzu gut schläft. Entsprechend müde war ich dann auch, als der Wecker um 6 Uhr klingelte. Pünktlich um 7 wartete ich dann im Anzug vor dem Microbiologie Department. Als erstes war der schriftliche Teil dran: Zwanzig Fragen galt es zu beantworten. Zum Glück waren alle machbar und ich durfte mit dem praktischen Teil fortfahren. Hier war es meine Aufgabe, anhand verschiedener Laborwerte herauszufinden, welcher Microorganismus den Patienten wohl befallen hatte. Ich kam recht zügig zu dem Entschluss, dass es sich wohl um Hepatitis B handeln muss und lag damit zum Glück goldrichtig.
Nach einer kurzen Wartepause ging es dann zum letzten, mündlichen Teil der Prüfung. Dieser fand im Büro der Professorin stand und nach einer 15-minütigen Vorbereitungszeit sprach ich über die drei Themengebiete, welche ich zufällig gezogen hatte. Ich empfand diesen Teil der Prüfung als den angenehmsten. Es fühlte sich eher wie ein normales Gespräch an, nicht wie eine Prüfung. Nach circa einer halben Stunde war dann auch das geschafft und ich hatte damit offiziell mein Microbiologie Examen bestanden. Meine Belohnung zurück daheim: Ein ausgiebiger Mittagsschlaf. Den hatte ich mir verdient.
Jetzt also erstmal Weihnachten, ab heim zur Familie und den Bauch vollschlagen. Allerdings kratzt der Hals ein bisschen und die Nase läuft auch schon wieder. Der Covid Test ist negativ, das ist es also schonmal nicht. Womöglich schon wieder oben erwähntes Rhinovirus und das, obwohl ich nicht feiern war. Blöd gelaufen.