Wenn ich früher an Ärzte und Ärztinnen gedacht habe, schossen mir als erstes drei Dinge in den Kopf: Krankenhaus, Kittel und Stethoskop. Die ersten beiden konnte ich im ersten Semester schon abhaken: Wir hatten unser erstes Fach (First Aid) im Krankenhaus und die Kittel brauchten wir für Anatomie, da wir Sezieren durften. Jetzt also das Stethoskop. Im dritten Jahr beginnen die ersten „richtigen“ klinischen Fächer, wie zum Beispiel „Clinical introduction“, das heißt, wir haben es mit echten Patienten zu tun und sollen die Grundlagen der medizinischen Untersuchung erlernen.
Doch warum ist das Stethoskop so wichtig und warum nutzt es fast jeder Arzt? Der Grund ist der folgende: Man kann man gleich zwei wichtige Organe des Menschen mit ihm untersuchen, die Lunge und das Herz und das, ohne den Patienten irgendeiner Gefahr auszusetzten (man denke an das Röntgen). Gleichzeitig ist der Erkenntnisgewinn, den man erhält, in Relation zu den Kosten enorm. Ein geniales Preisleistungsverhältnis also. Selbstverständlich ist es auch für das manuelle Blutdruckmessen, welches zu den wichtigsten und grundlegendsten diagnostischen Mitteln gehört, unersetzlich.
So, jetzt ist klar, warum man das Stethoskop benötigt, leider gibt es bis zum Kauf noch einigen Dinge festzulegen. Die Marke ist schnell klar: Ein Littmann muss es sein. Diese von einem amerikanischen Kardiologen erdachten und patentierten Stethoskope werden von den meisten Ärzten genutzt und zeichnen sich durch ihre hohe Qualität aus. Leider ist nicht nur die Qualität, sondern auch der Preis hoch: Das Basismodel beginnt bei 100 Euro, zum Glück ist das Teil von der Steuer absetzbar. Also Marke geklärt, also welches Modell soll es jetzt sein. Nach langem Rätseln und Suchen schließlich die Erleuchtung: Die Universität empfiehlt das Classic III! Im Nachhinein wäre es auch blödsinnig, ein spezielles, auf Kardiologen zugeschnittenes, Stethoskop zu kaufen, welches man vor einer entsprechenden Facharztausbildung eh nicht adäquat nutzen könnte.
Leider folgte nun der, vor allem für den modebewussten Studenten/in oder Arzt/in, härteste Teil: Welche Farbe soll ich nur nehmen? Es gibt über 10 verschiedene, doch damit nicht genug: Auch die Farbe des Metalls (Chrom, normal oder doch schwarz?) will gewählt werden. Welche Größe sollen die Ohrstücke, also die Oliven haben? Zu wenig Personalisierung? Kein Problem, was für das Metall gilt, gilt auch für das Bruststück. Letzen Endes kann man auch noch seinen Namen eingravieren lassen, hier gilt es zwischen 10 verschiedenen Fonts zu wählen („Also mir persönlich stehen ja die Buchstaben bei „Courgette“ viel zu weit auseinander“).
Nach langen Diskussionen, Tränen und schaflosen Nächten hat sich dann schlussendlich jeder seine Konfiguration ausgesucht. Ich habe mich für ein rotes mit schwarzem Metall entschieden. Als ein paar Tage später der Postbote das Paket brachte, war es wie Weihnachten. Jeder war mit seiner Farbauswahl zufrieden und wir haben sie gleich aneinander ausprobiert, die Grundlagen hatten wir ja schon, zumindest theoretisch, in Physiologie erlernt.
Somit sind alle drei Dinge beisammen: Das Krankenhaus, der Kittel und das Stethoskop. Zumindest von außen ähneln wir jetzt Ärztinnen und Ärzten, jedoch ist uns allen bewusst das unser Wissen bei weitem noch nicht dem Aussehen gleicht. Zum Glück haben wir noch das ein oder andere Semester vor uns, um das zu berichtigen, damit wir am Ende nicht nur so aussehen, sondern auch so handeln können. Mit oder ohne Stethoskop.