Wohl jeder Medizinstudent hat bereits vor dem Start des Studiums schon eine Fachrichtung, in der er sich später mal sieht oder die ihm zumindest mehr interessiert als andere. Oft sind es die Kardiologie, die Chirurgie oder die Sportmedizin, die unter den meisten Studenten hohe Beliebtheit genießen. Bei mir war es nicht anders.
Diese Woche nun aber stand ein Fach an, das ich bis dato überhaupt nicht für mich entdeckt habe, bzw. es eigentlich immer als eines der kleinen Nebenfächer abgestempelt hatte: Die Augenheilkunde. Ein kleines Fachgebiet zwar, aber mit endlos viel "Liebe zum Detail".
Diesen Satz prägte unser Lehrer bereits am ersten Tag unseres Ophthalmologie-Blocks. Nachdem die Basics der Anatomie mühsam aber erfolgreich wiederholt wurden, durften wir sofort damit beginnen die verschiedenen Instrumente für die Diagnostik selbst zu betätigen:
Ein simples Beispiel ist der "Rot-Reflex" der Augen, den jeder schon einmal auf Fotos gesehen hat. Dieser wird mithilfe eines Ophthalmoskops untersucht, welches man ein paar Zentimeter vor dem Auge des Patienten positioniert. Es sendet ein Lichtsignal aus welches von der Netzhaut reflektiert wird und dadurch im Normalfall einen "roten" Reflex/ Licht zurückwirft.
Aber auch eine Funduskopie des Auges anhand einer Spaltlampe konnten wir testen: Dabei versucht man den Augenhintergrund mit einen Blick "durch" die Linse des Auges so darzustellen, dass die Gegebenheit der Netzhaut (der Retina) beurteilt werden kann. So erkennt man auch als Neuling bereits den blinden Fleck, an dem sich der Sehnerv (der Nervus Opticus) befindet und wo sich deswegen keine Rezeptoren für das Sehen befinden, oder auch der gelbe Fleck (die Macula) welcher als der schärfste Punkt des Sehens beschrieben ist.
Natürlich darf auch in der Augenheilkunde die chirurgische Abteilung nicht fehlen. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir zuvor darunter sehr wenig vorstellen und umso aufschlussreicher waren die zwei Tage, die wir dort im OP verbringen konnten: So wurden zum Beispiel Zysten von der Sclera des Auges entfernt. Das tägliche Brot der Chirurgen dort war der graue Star, der sogenannte Katarakt, bei dem die Linse langsam vertrübt und dadurch Sehprobleme mit sich bringt. Operativ wird dabei dann die "alte Linse" gegen eine neue künstliche Linse ausgetauscht - und das alles binnen von zehn Minuten zu meinem Erstaunen.
Der Höhepunkt war allerdings die Wiederanbringung nach einer Netzhautablösung, bei der Glaskörper des Auges ausgetauscht wurden.
Die darauffolgenden Tage hatten wir dann noch die Möglichkeit, mit in die Ambulanz zu gehen, in welcher wir sowohl die Sehtests, Untersuchungen mit der Spaltlampe als auch Teile der postoperativen Versorgung der Patienten selbstständig durchführten. Besonders das Entfernen von Fäden am Augenlid, aber vor allem die Fäden direkt an der Bindehaut des Auges erforderten eine ruhige Hand. Doch genau das war lobenswert, dass der Dozent uns diese Aufgaben anvertraute und somit nicht nur die Lernmotivation steigerte, sondern auch einen "echten" Einblick in seinen Arbeitsalltag in der Augenheilkunde preisgab.