Am Freitag bekam ich Besuch von meinem Freund, der extra die lange Fahrt und eine Autobahnvignette in Kauf nahm, um mich zu besuchen. Wir hatten geplant, Samstag einen Ausflug nach Prag zu unternehmen, aber da die Wettervorhersage immer eher Regen anzeigte, wollten wir uns noch nicht festlegen. Der heilige Petrus war uns aber gut gesonnen und Freitagabend zeigte uns die WetterApp eine Wolke mit herausspitzender Sonne an. Ich hatte mich im Internet und in der Tourist Information schon über den besten Transportweg informiert. Mit dem Auto bräuchte man 1 Stunde und 45 Minuten, mit dem Zug 1 Stunde und 35 Minuten, mit dem Bus nur eine Stunde. Von dem Busbahnhof muss man allerdings noch circa 20 Minuten mit der U-Bahn ins Zentrum fahren, aber letztendlich haben uns die stündliche Abfahrt und schlappe 3,80 € für eine Einzelfahrt doch überzeugt. Im Internet konnte man sich auch einen angenehmen Sitzplatz aussuchen, jedoch hatten wir am Abend vorher nicht mehr die riesige Auswahl, da gerade die frühen Fahrten schon ziemlich ausgebucht waren. Wir fanden mit viel Glück noch 2 benachbarte Plätze für die Hinfahrt und hatten bei der Rückfahrt quasi freie Wahl und zahlten gleich via Paypal 15,20 Euro. Man hat auch die Möglichkeit am Platz in Pilsen direkt bei der Agentur zu buchen, was sicherlich in Tschechischen Kronen noch etwas günstiger ist, wenn man nicht ganz so spontan sein will.
Am nächsten Tag frühstückten wir noch gemütlich und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Busbahnhof, der von meiner Wohnung aus sehr leicht und schnell zu erreichen ist. Mit der Buchung war auch alles in Ordnung und pünktlich um 10 Uhr ging die Reise los. Der Bus war sehr komfortabel; man bekam Kopfhörer, um auf den Bildschirmen an der Kopfstütze des Vordermannes Filme oder Serien auf Englisch anzusehen, Spiele zu spielen oder Musik zu hören. Man kann also auch längere Fahrten damit ideal bestreiten. Außerdem ist ein Heißgetränk und Wlan im Preis inbegriffen, und wer da noch nicht zufrieden ist, hat noch die Möglichkeit sich Knabbereien und Getränke zu sehr kleinen Preisen zu erwerben. Pünktlich – trotz Baustelle - nach einer Stunde Fahrt kamen wir um 11 Uhr in Prag am Busbahnhof Zličín an. Von dort aus fuhren wir mit der Ubahn für je 24 Kronen in das Stadtzentrum, die Fahrt dauerte auch wie angekündigt 20 Minuten, also waren wir nicht mal 2 Stunden nachdem wir die Wohnung verlassen hatten im Herzen Prags.
Bei eher kaltem, aber nicht regnerischen (!) Wetter, machten wir uns auf zum Petrin Turm. Nach einem halbstündigen Aufstieg des Petrin Hügels, sahen wir endlich den Nachbau des Eiffelturms und entschieden uns auch die restlichen 65 Meter ohne Hilfe zu besteigen – zu dem Zeitpunkt war uns auch wieder warm. Nach 299 Stufen (angenehm ist, dass es eine extra Treppe für den Aufstieg und eine für den Abstieg gibt) haben wir die oberste Plattform erreicht und genossen in Ruhe den wunderbaren Ausblick über die goldene Stadt. Außer uns hatten noch viele andere Touristen die Idee diese Sehenswürdigkeit in ihren Samstagsausflug einzubetten und deswegen verabschiedeten wir uns vorerst von der Aussicht und liefen die Treppe wieder runter.
Danach machten wir uns auf einem Trampelpfad auf dem Weg zur Prager Burg, der ziemlich abenteuerlich war, weil matschig und rutschig. Wir kamen jedoch trotzdem circa 20 Minuten später an dem größten geschlossenen Burgareal der Welt an und staunten über den Ehrenhof mit den Burgwachen und natürlich noch mehr über den gotischen St. Veits Dom; außerdem schlenderten wir noch durch die goldene Gasse in der einst zeitweise Franz Kafka gelebt hatte.
Über die Schlosstreppen gelangten wir zur Karlsbrücke, die wie wahrscheinlich immer unheimlich voll war. Mit Touristen, Einheimischen, Verkäufern, Zeichnern, Musikern, allem möglichen und unmöglichem. Danach spazierten wir noch zum Wenzelsplatz, auf dem ein herbstlicher Markt mit allerlei Fressalien aufgebaut war und beobachteten die Straßenkünstler. Ein klein bisschen Shopping durfte natürlich auch nicht fehlen.
Ursprünglich wollten wir unser Abendessen im U Fleků genießen, jedoch war dieses so überfüllt, dass wir uns auf die Suche nach etwas anderem machten. Und so gerieten wir in ein sehr rustikales Lokal ums Eck, dort nahmen wir qualitativ mindestens gleichwertiges Gulasch und Bier in Form von Gambrinus (und nicht aus der U Fleků Brauerei) zu uns. Die Stimmung war klasse und die Einrichtung sehr original, also hatten wir definitiv nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Die Zeit verging wie im Flug und wir mussten uns tatsächlich ein bisschen beeilen, da wir aber vorher ausgecheckt haben, wie wir zur richtigen U-Bahn Station kommen, war das kein Problem mehr. Um 19:55 Uhr saßen wir auf unseren gebuchten Plätzen und mussten uns keine Sorgen um unsere Heimkunft mehr machen. Um 21 Uhr kamen wir in Pilsen an und waren trotz der entspannten Fahrt ein wenig erschöpft, deswegen tranken wir daheim nur noch einen Tee, teilten unsere Erlebnisse mit meiner Mitbewohnerin und sind dann auch bald ins Bett gegangen.