Frisch im neuen Sommersemester angelangt, muss es auch mal was anderes als nur das Lernen, das Studieren, die Medizin geben. Und da ich schon seit klein auf mit dem Fußball aufgezogen wurde, reicht es bei mir eben nicht nur selbst jede Woche sich mit den Studienkollegen auf einem recht modernen Pilsner Kunstrasenplatz zu messen. Es soll schon ein bisschen mehr sein: Was wäre da besser als die Profimannschaft des FC Viktoria Pilsen zu schauen. Als Sahnehäubchen oben drauf qualifiziert sich die Mannschaft jedes Jahr wieder und wieder für den Europapokal, sodass verschiedenste Vereine, sei es von der französischen Atlantikküste oder bis vom russischen Ural an nach Pilsen kommen.
Diese Saison muss ich eingestehen, dass ich nun wirklich fleißig und bei jedem einzelnen Europapokal-Heimspiel der Viktoria im Stadion war. Verglichen mit den Preisen, die ich von "meinen Bayern" gewohnt bin, dachte ich beim ersten Mal, dass die Karte doch eine Fälschung sei: Denn anstatt den durchaus gewohnten 80 Euro, beginnen hier die Karten umgerechnet bereits bei sechs (!) Euro für ein Spitzenspiel!
Jedem muss klar sein, hier in Tschechien wird nicht die absolute Weltspitze ihr Tikki-Takka aufziehen, aber ansehnlicher Fußball wird auch hier geboten: Erst in der WM-Quali letztens konnte man sehen, dass das tschechische Nationalteam durchaus mit dem deutschen Weltmeistern mithalten und ihm Parole bieten konnte.
Nun ist das Team von Viktoria diese Saison in einer perfekten Form und besiegte nahezu jeden Gegner, sowohl national als auch international, sodass namenvolle Gegner wie Steaua Bukarest oder Partizan Belgrad (Europokalsieger aus alten Tagen) ausgeschaltet wurden.
Und der Fußball polarisiert, vor allem dann wenn die Mannschaft aus der eignen Heimatstadt kommt fiebert sogar so manches Mädchen mit. So war´s der Fall vergangene Woche als Sporting Lissabon, eine der besten Mannschaften Portugals zu Gast bei Viktoria Pilsen war.
Die Vorfreude kannte schon direkt nach der Auslosung dieser Partie kein Halten mehr, denn manche portugiesischen Freunde erwarteten nun sogar extra Besuch aus der Heimat nur für dieses Spiel! (Vielleicht muss ich hier nochmals erwähnen, dass in meinem Studienjahrgang mehr als die Hälfte meiner Kommilitonen Portugiesen sind)
Als der Tag des Spiels gekommen war, hielt er alles was er versprochen hatte: Bereits lange vor dem Spiel traf man sich und merkte, es ist ein Festtag: So traf man sich bereits weit vor dem Anpfiff des Spiels und setzte sich zusammen; die Portugiesen hielten natürlich strikt zu ihrem Team und wir, also die restlichen internationalen Studenten mussten selbstverständlich Pilsen die Treue halten. Diskussionen, „Fachgesimpel“ und Wetten auf den Sieger heute Nacht, nichts wurde ausgelassen.
Das Spiel selbst war sogar noch spannender als erwartet und ging sogar bis in die Verlängerung, wo schlussendlich Lissabon der glückliche Sieger wurde.
Zum Abschluss erwähnenswert ist es, dass nicht nur die Fußballfans unter uns im Stadion auf ihre Kosten kommen, sondern wir auch dort auf beste Art und Weiße unser Tschechischkenntisse aufbessern können: Sei es beim Bratwurstkauf, beim Fachsimpeln, das auch mit Sprachbarriere einwandfrei funktioniert oder beim Anfeuern unserer Viktoria!