Es war wieder mal soweit die letzte Woche vor Weihnachten. Die Freunde und Kommilitonen aus Großbritannien, Italien und Portugal genehmigen sich meist diese letzte Woche auch schon frei, um die Zeit mit der Familie zu Hause auch wirklich auszunützen. Doch ich als Deutscher habe das Glück notfalls alle drei Wochen nach Hause fahren zu können und bin deswegen nicht allzu groß vom Heimweh geplagt, weshalb ich mich dieses Mal auch entschlossen habe noch bis zum 23. Dezember in Pilsen zu bleiben.
Dem entsprechend schrumpften unser Tutoriengruppen auf ein Minimum: Zu siebt in Neurologie, zu viert in Chirurgie ... und plötzlich allein in der Inneren (Medizin).
Was sollte mich dort nun erwarten? Nun gut, wir haben einen richtigen freundlichen Lehrer, der das Tutorium auf Wunsch auch wahrscheinlich ausfallen hätte lassen, doch er hatte besseres vor mit mir und so bekam ich ein eigenes kleines Weihnachtsgeschenk in Form eines packenden Vormittags im Klinikalltag:
Auch der Doktor war zuerst verdutzt, dass sich nur ein Student heute her verirrt hätte. Anstatt der Nephrologie (das Teilgebiet der Inneren, welches sich mit der Niere beschäftigt), schlug er vor mich in seinen typischen Arbeitsalltag einzubinden:
So standen als Erstes pre-operative Untersuchungen vom Aspekt der Inneren Medizin auf unserem Tagesplan. Unter anderem gingen wir auf die Station der neurochirurgischen, der ophthalmologischen aber auch auf der nephrologischen Abteilung. Der Dozent erläuterte mir zuerst den Ist-Zustand der Patienten, wie er diesen vorfindet: Also welche Teile der Anamnese oder Untersuchungen bereits von Kollegen gemacht sind, ob die Medikation gecheckt wurde, ob sonstige aber durchaus wichtige Sekundärprobleme bestehen. Die Patientin sollte aufgrund eines Hirntumors operiert werden, hatte allerdings auch Bluthochdruck was durchaus ein Risiko für den Anästhesisten darstellt, welches dieser vor der Operation unbedingt bereits wissen muss. (Denn während einer Operation ist es völlig normal, dass der Blutdruck ohnehin fällt aufgrund der verwendeten Anästhetika). Daraufhin checkten wir die Funktion der Herzens sowie der Lunge, die ich diagnostizieren durfte und von Ihm natürlich kontrolliert wurde, um zum Ende noch ein Routine-EKG zu machen, welches ich ebenfalls unter seiner Anleitung befunden durfte. Nach diesen Untersuchungen war die Patientin von der Sicht der Inneren Medizin soweit bereit für den bevorstehenden neurochirurgischen Eingriff.
Nach weiteren Untersuchungen mit annährend gleichem Arbeitsauftrags, hatte mein Dozent noch ein besonderes „Schmankerl“ für mich: Denn wir schlossen uns der großen Visite der Doktoren an. Eigentlich spielte man ja „nur“ Mäuschen und bekam die Historie und den jetzigen Zustand des Patienten und den Therapievorschlag des Professors Matejovic. Doch für jeden der bereits das ein oder andere Jahr im Medizinstudium mitgemacht oder den großen Traum vom Medizinstudium hat, weiß von welchem Gefühl ich hier gerade schreibe, wenn man mit den Größen des Universitätsklinikums von Krankenbett zu Krankenbett gehen darf und diesen lauschen kann.