Anatomieunterricht während des Medizinstudiums in Brünn
Wenn man in Brünn Medizin studiert, ist Anatomie die erste große Hürde im Studium. Von vielen gefürchtet, aufgrund der zahlreichen Details und gefühlt endlosen lateinischen Begriffe, mit der Beschreibung der kleinsten Knochenvorstände und auch der letzten Abzweigungen von Nerven. Aber jedem Medizinstudenten ist ja doch bewusst, dass man ohne ein sicheres anatomisches Wissen in den meisten Fachgebieten der Medizin nicht weit kommt.
An der Masarykuniversität in Brünn (Brno) ist Anatomie oft das Fach, dass den meisten Studenten Probleme macht. Deswegen hat das Department vor drei Jahren, die Art der Anatomielehre verändert. So gibt es nun auch neben den Fächern „Anatomy – lecture“, „Anatomy – seminar“ und „Anatomy – dissection“, was die Vorlesungen und die Lehre an echten Präparaten, sowie der Präparierkurs sind, zusätzlich das Fach „Anatomy – practice“.
Der Kurs Anatomy – practice, findet im neuen Simulationszentrum SIMU statt. Dort gibt es einen digitalen Seziertisch, in dem der Körper digital dargestellt ist, man unterschiedliche Levels einfach einstellen kann und sogar die Organsysteme einzeln projiziert werden können. Im Unterricht lernt man dann, wie man MRTs und CTs lesen kann, dabei helfen sowohl der digitale Seziertisch als auch Querschnitte von natürlichen Präparaten. So ist es nochmal eine weitere Ebene, Anatomie zu verstehen und sich einzuprägen.
Nachdem ich mein Anatomieexamen vor drei Jahren bestanden habe und mir das Fach immer sehr viel Spaß gemacht hat, entschied ich mich, mich als Assistentin im Anatomieunterricht mit einzubringen. Dabei habe ich die Professoren im Unterricht begleitet, in der Lehre unterstützt und den Studenten geholfen die Präparate besser zu verstehen. Mein Unterricht selbst war noch im „alten Unterrichtsformat“, also ohne den praktischen Unterricht im SIMU-center. Deswegen konnte ich beide Unterrichtsarten miterleben und habe die Vorteile des neuen Systems wertschätzen können.
Eine weitere Änderung, in meiner Meinung nach die interessanteste, ist dass der sogenannte USMLE-Test. Der Test ist angelehnt an den amerikanischen USMLE. Die Fragen sind sehr praktisch gestellt und um die korrekten Antworten zu finden, sollte man die Anatomie gut verstehen. Der Test ist freiwillig und hat keine Nachteile, wenn man nicht gut oder gar nicht an ihm teilnimmt. Die Studenten werden dort anhand der erreichten Punktzahl nummeriert. Die besten 25% werden dabei mit 3, 2, oder einem Punkt honoriert. Es gibt drei solcher Tests im Unterricht und die Studenten, die 6 Punkte sammeln konnten und zusätzlich beide „Dissection-Examen“ mit mindestens einem „C“ bestanden haben, können sogar das Anatomieexamen überspringen. Das motiviert natürlich viele Studenten regelmäßig zu lernen, um sehr gut in diesen USMLE Tests abzuschneiden, was sowohl für die Studenten als auch für die Professoren von Gewinn ist.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich die Änderungen zum neuen Lehrsystem des Anatomie-Department sehr gut finde und mir besonders die positive Motivation zum Lernen gefällt.