Das Medizinstudium in Brünn (Brno) in Zeiten von Corona
Mein viertes Semester im Medizinstudium in Brünn ist rum und es war ganz schön anstrengend. Geprägt war es, wie könnte es anders sein, von Corona, Quarantäne und Examen. Ich erinnere mich an den Tag im März als es auf einmal hieß: Die Uni ist zu, wir haben erstmal keine Ahnung wie es weiter geht, ab nach Hause mit euch. Haben die meisten von uns dann früher oder später auch gemacht. Es wurde Onlineunterricht organisiert und der ein oder andere Professor musste zwangsweise herausfinden, wie man Microsoft Teams bedient. An dieser Stelle muss man unserer Uni, der Masarykuniversität, mal ein Lob aussprechen, denn alles in allem hat der Onlineunterricht ganz gut funktioniert (abgesehen von der einen oder anderen Ausnahme).
Nach kurzer Zeit ging einem dann auf, wie wichtig die Universität und die damit einhergehende Tagesstruktur doch eigentlich ist. Fällt diese auf einmal weg, beginnt sich jeder Tag gleich anzufühlen und das geht einem auf die Dauer doch sehr an die Substanz. Als dann nach und nach alle wieder nach Brünn zurückgekommen sind, zuhause lernen geht einfach auf die Dauer nicht, war die Erleichterung groß. Endlich hatte man wieder die Möglichkeit sich gemeinsam über die Uni aufzuregen und zu unterstützen. Auch die Bibliotheken waren nach einiger Zeit zumindest eingeschränkt wieder nutzbar. Das brachte eine gewisse Erleichterung.
Je länger sich dann die im zweiten Semester sowieso schon anstrengende, mit Biochemie und Physiologie gespickte Examenszeit jedoch zog, desto mehr Leute kamen an ihre Grenzen. Die Augenringe wurden dunkler und die Laune schlechter. Man fragte sich oft: „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ und zum Glück gab es dann immer jemanden der einem zurief: „Mir geht es genauso, wir machen das für unseren Traum.“ Das half dann.
Das was mir persönlich am meisten zugesetzt hat, war zu sehen, wie Freunde von mir durch ihre letzten Examensversuche fielen und jetzt die Uni verlassen müssen. Der Haupttäter war hierbei Anatomie, welches einfach einen enormen Umfang hat. Für die Betroffenen selbst ist es ein herber Schlag, sie haben sich ausnahmslos alle ins Zeug gelegt und viele Stunden gelernt und am Ende hat es dann trotzdem nicht gereicht. Meine Hoffnung ist, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und weiter für ihre Ziele kämpfen, auch wenn es dieses Mal leider nicht funktioniert hat.
Ich persönlich bin nach diesem Semester jedenfalls ziemlich am Ende. Ich werde die mir verbliebenen Tage nutzen und einfach mal nichts tun. Rein gar nichts. Wahrscheinlich wird das erstmal sehr komisch, von einer siebzig Stunden Woche auf null runter zu fahren, ich denke aber es gibt Schlimmeres.
Interessant wird, wie das Wintersemester abläuft: Bis jetzt wissen wir noch nicht, ob wir wieder in Person Unterricht haben oder weiterhin online. Auch beginnen die ersten klinischen Fächer, was heißt, zum ersten Mal ab ins Krankenhaus! Hoffen wir einfach, dass das klappt. Darauf freue ich mich, seit ich angefangen habe. Jedenfalls wäre es super, wenn das nächste Semester nicht wieder aus „Corona, Quarantäne und Examen“ besteht. Naja, um die Examen wird man sicher nicht herumkommen, aber jetzt hoffen wir einfach mal um die anderen beiden. In diesem Sinne, ab ins nichts tun!