Als ich noch klein war, vielleicht sechs Jahre alt, hat mich mein Patenonkel ab und zu mit zum Klettern genommen. Dann war für ein paar Jahre Schluss bis ich mit vierzehn wieder angefangen habe und das habe ich bis jetzt beibehalten. Klettern ist ein toller Sport, da es den ganzen Körper trainiert, Problemlösung und kreatives Denken erfordert und man im Zweifel selbst dran schuld ist, wenn man die Route nicht schafft. Man arbeitet also gegen den inneren Schweinehund.
Daher war es klar, dass ich, als ich zum Medizinstudium frisch nach Brünn gezogen war, erstmal die verschiedenen Möglichkeiten ausgekundschaftet habe. Wenn man in Google Maps „Bouldern“ bzw. „Klettern“ eingibt findet man in Brünn etwa 15 Locations, was für eine Stadt dieser Größe eher ungewöhnlich ist, selbst für eine Trendsportart wie es Klettern zurzeit ist.
Es gibt Outdoortürme, Boulderhallen, Kletterhallen, Boulderclubs und sogar einen „richtigen“ Felsen, der per Tram erreichbar ist. Die Qualität ist durch die Bank sehr gut, bis jetzt hatte ich keinen Grund mich zu beschweren. Doch warum ist das in Brünn so? Die Antwort liefert der zurzeit vermutlich beste Kletterer der Welt: Adam Ondra.
Wem der Name nichts sagt, dem empfehle ich seinen
Youtubekanal. Brünn kommt hier auch in dem ein oder anderen Video vor, auch im
Video, in dem er die zu diesem Zeitpunkt schwerste Route weltweit klettert.
Jedenfalls ist er hier in Brünn geboren, aufgewachsen und hat sich schon mit 13 Jahren an die Weltspitze geklettert. Das hat, denke ich, dazu geführt, dass viele Leute in Brno auf den Geschmack gekommen sind.
Letztes Jahr hat er dann auch noch seine eigene Boulderhalle eröffnet, die mit zu den besten Hallen gehört, die man zurzeit findet. Auch habe ich dort meine neuen Lieblingsgriffe gefunden, wie man auf dem Foto sehen kann.
Wenn man Glück hat, kann man ihm sogar beim Training zusehen und das ist wirklich sehr beeindruckend. Man fragt sich dann teilweise, wie manche Bewegungen und Züge körperlich überhaupt möglich sind.
Inzwischen hat sich eine richtige Bouldergruppe etabliert und wir gehen neben dem Medizinstudium in Brünn (Brno) fast jede Woche zusammen trainieren. Es tut uns allen sehr gut, ein Kontrastprogramm zum Sitzen und Lernen zu haben. Man fühlt sich danach immer super und der Lernstoff fliegt einem nur so in den Kopf!
Außerdem habe ich das Gefühl vieles was beim Klettern, zumindest auf mentaler Ebene, wichtig ist lässt sich auf das Studieren übertragen:
Man ist selbst für seinen Erfolg und seine Motivation verantwortlich und lernt kreativ mit Problemen umzugehen. Auch ist es oftmals nicht gut sich zu sehr auf einen vermeintlich besten Lösungsweg zu versteifen, man sollte stattdessen immer nach neuen Ansätzen Ausschau halten, das gilt fürs Klettern und fürs Anatomielernen.
Abschließend bleibt mir an dieser Stelle noch meinem Patenonkel danke zu sagen, dass er mich damals an diesen Sport herangeführt hat. In diesem Sinne ran an den Felsen und feste zupacken!