Im Laufe des Semesters hat sich Clinical Introduction zu meinem Lieblingsfach während des Medizinstudiums im Ausland entwickelt. Wie der Name schon sagt, werden wir langsam an die Klinik und die jeweiligen Abschnitte herangeführt und sammeln unsere ersten Eindrücke und Erfahrungen im „echten“ Krankenhaus. Hauptsächlich sind wir in der Kardiologie unterwegs, da es hier am einfachsten ist die grundsätzlichen Untersuchungen und Anamneseerhebung zu erlernen. Gleichzeitig dürfen wir aber auch einen ersten Blick auf andere Fachrichtungen werfen: Chirurgie, Urologie und eben auch Anästhesiologie.
Der Unterricht fand in einem der Seminar- und Simulationsräume der Universitätsklinik der Masaryk Universität in Brünn (Brno) statt. Coronabedingt trugen wir natürlich alle unsere FFP2 Masken. Der Professor begann den Unterricht mit einem kurzen Einblick, was denn Anästhesiologie eigentlich ist und welche Aufgaben damit verbunden sind. So gehören zur Anästhesie die Analgesie, also die Unterdrückung und/oder Linderung von Schmerz, aber auch die Überwachung und Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen während operativer und diagnostischer Eingriffe. Weiterhin fallen große Bereiche der Intensivmedizin und der Notfallmedizin hinein.
Anschließend wiederholte er mit uns, wie man eine bewusstlose Person anspricht und sich in so einem Fall verhält. Dies diente zur Überleitung in das eigentliche Thema der Stunde: Atemwegsmanagement, also welche Möglichkeiten es gibt, um die Atemwege des Patienten zu sichern. Er zeigte uns zunächst, wie man den Kopf richtig überstreckt und eine Person korrekt mit einem Beatmungsbeutel beatmet. Ausprobieren durften wir die Theorie im Anschluss an den verschiedenen zur Verfügung stehenden Puppen. An dieser Stelle muss man wirklich sagen das die Masaryk Universität in Brünn diesbezüglich sehr gut ausgestattet ist. In den höheren Semestern des Medizinstudiums im Ausland kann hier an den Puppen die komplette Versorgung eines Patienten geübt werden und anschließend kann, da die Situation mit Kameras aufgezeichnet wird, eine Auswertung und Feedback erfolgen.
Bevor die anspruchsvolle Intubation am Menschen durchgeführt werden kann, wird an Puppen geübt
Als wir alle die Puppen erfolgreich beatmet hatten, zeigte er uns verschiedene Wege, wie die Atemwege während einer Operation gesichert werden. Dazu gehörten der Güdeltubus, die Larynxmaske und natürlich die endotracheale Intubation. Bei letzterer wird mit Hilfe eines Laryngoskops der Zungengrund heruntergedrückt, um Sicht auf den oberen Teil des Kehlkopfes zu bekommen. Anschließend wird ein Tubus zwischen den Stimmbändern hindurch in Luftröhre geschoben. Dadurch ist der Atemweg des Patienten sicher und er wird z.B. während einer Operation darüber beatmet. Damit wir das auch ausprobieren konnten durften wir an speziellen Modellen üben. Es war gar nicht so einfach die richtige Position des Laryngoskops zu finden und anschließend den Tubus einzuführen. Der ein oder andere ist beim ersten Versuch in der Speiseröhre gelandet. Nicht umsonst muss man, bevor man allein Intubieren darf, 50-mal einen Patienten unter Aufsicht intubiert haben.
Alles in allem war es eine großartige Stunde und ich persönlich freue mich schon darauf, in den nächsten Semestern wieder in den Simulationsraum zu dürfen. Endlich kann man das theoretische Wissen, das man sich angeeignet hat, praktisch anwenden. In diesem Fall war es die Anatomie des Kehlkopfes. Wenn die anderen Fachrichtungen genauso spannend werden, wird es schwierig sich irgendwann für eine zu entscheiden, aber bis dahin dauert es ja noch ein bisschen. Jetzt ist jedenfalls erstmal Prüfungsphase. Theorie ich komme!