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Nach dem Medizinstudium in Prag in die große weite Welt


Am Anfang, als mein Wunsch Medizin zu studieren feststand, war das so ziemlich das Einzige, was ich über meine Zukunft wusste. Die ersten Fragen, die aufkamen: Wie bekomme ich überhaupt einen Platz? Wie kann ich vielleicht doch noch in Deutschland studieren? Und wo, wenn nicht hier? Neben ein paar Städten in Osteuropa, welche sehr gute Chancen auf eine Aufnahme bieten, gibt es natürlich noch Länder wie England oder die USA, aber dort stehen die Chancen quasi ähnlich wie in Deutschland und von den Studiengebühren in den USA fange ich besser erst gar nicht an. Auch wenn ich anfangs mit einem mulmigen Gefühl online auf Städtesuche außerhalb Deutschlands gegangen bin, war mein Wunsch Medizin zu studieren doch größer als meine Bedenken ins Ausland zu gehen. Nach meinem Umzug nach Tschechien und den ersten Wochen in Prag waren alle Bedenken auch sehr schnell verflogen und die Erkenntnis über die Vorteile, auf Englisch in einem neuen Land zu studieren, reifte mit jedem Monat weiter.

Vor meinem Medizinstudium in Prag dachte ich nie darüber nach, mal ins Ausland zu gehen für mehrere Jahre. Die Bedenken wären wahrscheinlich zu groß gewesen, wenn auch unbegründet. Jetzt merke ich, wie einfach so ein Schritt sein kann, wenn man ihn einmal macht. Natürlich gibt es Hürden zu nehmen, doch ein Umzug ist immer mit Hürden bestückt und auf der anderen Seite bemerkt man bald die Vorteile und lernt Deutschland, die Welt und sich selbst von einer anderen Seite kennen. Um ehrlich zu sein, wäre ich nicht einfach freiwillig in ein neues Land gezogen, auch wenn ich gerne reise. Aber da ich durch das Medizinstudium etwas aus meiner Komfortzone in ein neues Land gepusht wurde, bin ich viel offener für neue Dinge geworden und sehe mögliche Länder in denen man gut als Arzt arbeiten kann.

Jetzt aber genug Geschwafel: ich wollte in dem Artikel auch noch auf mögliche Zielländer eingehen, in die man als Arzt gehen kann. Mit einem abgeschlossenen Medizinstudium in der EU stehen einem nämlich sehr viele Türen offen und die Türen in Länder außerhalb Europas kann man mit der richtigen Herangehensweise auch leichter öffnen als man erst einmal denkt. Ich werde mich auf fremdsprachige Länder wie England, die USA, Kanada und Frankreich konzentrieren. Und zwar auf notwendige Schritte ins Land und die Gehaltsmöglichkeiten. Diese können sich zwar manchmal recht schnell ändern, vor allem auch durch Corona, aber dies sind meine Erfahrungen, welche ich durch Kommilitonen die schon die notwendigen Schritte eingeleitet haben oder sogar schon im Ausland arbeiten gesammelt oder durch eine kleine Recherche finden konnte. Die Zulassungen für den Arbeitsplatz beziehen sich auf frisch gebackene Ärzte, da man als erfahrener Arzt wenn man schon eine Facharztrichtung gewählt hat meist anders und ohne extra Tests reinkommt.

Nach dem Medizinstudium in Frankreich arbeiten
Nach dem Medizinstudium im Ausland kannst Du in Frankreich arbeiten

Als Arzt in Frankreich arbeiten:

Um in Frankreich arbeiten zu können, muss man den Abschlusstest ENC (examen national classant), welchen jeder Mediziner in Frankreich bestehen muss, mitschreiben. Der ist in Frankreich wichtig, um die Fachrichtung sowie den Standort der Ärzte herauszufinden. Die Absolventen mit den höchsten Punktzahlen dürfen ihre Wahl als erstes treffen und wenn man mit einer niedrigen Punktzahl drankommt, sind die beliebten Fachrichtungen in der Regel schon vergeben. Genau wie beliebte Städte wie Paris sind meistens eher schnell vergeben und man hat mit seiner Fachrichtung vielleicht noch an einem nicht so beliebten Standort eine Chance. Der ENC soll allerdings schon in naher Zukunft abgeschafft werden und durch eine ständige Wissensüberprüfung in den letzten drei Jahren ersetzt werden. Gehaltstechnisch sieht es in Frankreich nicht ganz so gut aus wie in Deutschland. Das Einstiegsgehalt liegt bei etwas über 30.000 Euro pro Jahr (Deutschland ca. 60.000 Euro) und das Durchschnittsgehalt liegt mit 87.000 Euro pro Jahr auch deutlich unter dem von Deutschland (161.000 Euro).

Nach dem Medizinstudium in England arbeiten
Nach dem Medizinstudium im Ausland kannst Du in England arbeiten

Als Arzt nach England:

In England gibt es für EU-Bürger keinen Test für medizinisches Wissen, allerdings einen Englischtest, welcher es in sich hat. Dabei werden nicht nur rein sprachliche Dinge, sondern auch Analyseskills von Texten abgefragt, wodurch es eher einer Englischklausur in der Oberstufe ähnelt. Auch der bürokratische Aufwand, um in England zugelassen zu werden, ist recht groß und die Informationen sind im Internet nur schwer auffindbar. Das Gehalt ist anfangs auch nicht so hoch wie in Deutschland, gleicht sich aber mit der Zeit mehr an. Im Foundation year 1 & 2, die ersten beiden Jahre nach dem Studium werden mit ca 35.000 Euro - 40.000 Euro entlohnt, danach geht es schon auf 48.000 Euro - 63.000 Euro in den nächsten Jahren. Durschnittlich verdienen Ärzte in England 122.000 Euro.

Nach dem Medizinstudium in Kanada arbeiten
Nach dem Medizinstudium im Ausland kannst Du in Kanada arbeiten

Die ärztliche Tätigkeit in Kanada:

Um in Kanada als Arzt arbeiten zu können, muss man als internationaler Absolvent genau wie die Kanadier den MCCEE (Medical Council of Canada Evaluation Examination) bestehen. Den sollte man am besten direkt nach dem Abschluss schreiben, denn wenn man einmal zugelassen ist, sind die Gehaltsmöglichkeiten sehr gut. Man fängt mit einem sehr guten Gehalt von 96.000 Euro an und im Durchschnitt verdienen Ärzte in Kanada 271.000 Euro. Natürlich unterschiedlich von State zu State, doch ein Blick auf die Lebensqualität der Städte kann sich manchmal mehr lohnen als auf das Gehalt, denn manche kanadischen Städte sind in Rankings der Quality of Life sehr hoch gelistet wie beispielsweise Vancouver, Toronto, die Hauptstadt Ottawa oder die französisch-sprachige Stadt Montréal.

Nach dem Medizinstudium in den USA arbeiten
Nach dem Medizinstudium im Ausland kannst Du in den USA arbeiten

Arzt in den USA:

Last but not least – die USA. Ein sehr beliebtes Land für angehende oder fertige Ärzte, welches jedoch nicht viele Studienplätze für internationale Studenten anbietet. Als IMG oder international medical graduate, muss man genau wie die US-Amerikaner die USMLE (US Medical Licensing Exam) Tests, namentlich step 1, step 2 (und step 3, optional) bestehen. Bei step 1 geht es um die Basics wie naturwissenschaftliche Fächer und Anatomie, Pharmakologie, Mikrobiologie etc. was unserem Physikum mit ein paar Extrafächern ähnelt. In step 2 geht es dann etwas klinischer zu, welcher auch eher mit dem kanadischen MCCEE oder unserem 2. Staatsexamen vergleichbar ist. Den Step 1 schreibt man meisten in der Mitte des Studiums und den step 2 gegen Ende des Studiums sowie step 3 nach dem Studium. Und auch hier ändert sich in 2022 etwas: Bisher gab es maximal 300 Punkte zu erreichen und die Studenten mit den höchsten Scores konnten sich (wie in Frankreich) die beliebtesten Fachrichtungen aussuchen. Anhand der bisherigen Ergebnisse gab es auch eine Liste mit den Fachrichtungen und den ungefähr zu erreichenden Punkten anhand der Durchschnittspunkte der Fachrichtung. Die beliebtesten Fachrichtungen 2020 waren beispielsweise Interventionelle Radiologie und Neurochirurgie 250 Punkte, Plastische Chirurgie 249 Punkte, Dermatologie 247 Punkte, Orthopädie 245 Punkte und HNO 244 Punkte. Dieses Jahr wurde dieses Punktesystem allerdings abgeschafft und der Test muss nur noch mit 194 Punkten bestanden werden. Die Verdienstmöglichkeiten lassen sich, wie in Kanada, in den USA sehen. Auch wenn man mit einem Gehalt von 60.000 Euro beginnt, verdienen Ärzte durchschnittlich 281.000 Euro, da man als Facharzt einen riesigen Gehaltssprung macht. Das Gehalt hängt aber in den USA sehr von der Fachrichtung ab. Hausärzte verdienen „nur“ 208.000 Euro im Durchschnitt und Orthopäden 451.000 Euro durchschnittlich. Ob das gerecht ist, sei mal dahingestellt.

Das Gehalt oder die Schwierigkeit der Zulassung in einem Land sollten natürlich nicht die einzigen oder vorwiegenden Entscheidungskriterien sein, doch diese sind mehr oder weniger quantifizierbar und damit relativ einfach darzustellen. Dieser Artikel soll daher nur eine grobe Übersicht oder ein Denkanstoß für jene angehenden Ärzte sein, welche mit dem Gedanken spielen ins Ausland zu gehen oder vielleicht offen dafür sind, sich aber noch keine Gedanken darüber gemacht haben.
Dies ist ein Beitrag von Aaron.
Aaron studiert in englischer Sprache an der 2. Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag.

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Angebotene Studiengänge:
Humanmedizin

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Studienanfang:
zu jedem Wintersemester

Aufnahmetests für das Studienjahr 2025/2026:
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Wissenswertes
Das Medizinstudium in englischer Sprache eröffnet im Anschluss zahlreiche Möglichkeiten. Einige davon teilt uns Aaron hier mit.

Wir möchten ergänzen, dass ein Praktikum in diesen Ländern oft bereits ohne entsprechende Tests möglich ist und in jedem Fall eine willkommene Abwechslung bietet.

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Hinweis: Mit * gekennzeichnete Eurobeträge basieren auf Umrechnungen aus Landeswährungen und unterliegen Kursschwankungen. Die angezeigten Umrechnungen basieren auf dem Kurs vom 15. Oktober 2024, 1 Euro entspricht 25,25 Tschechischen Kronen. Die im Artikel genannten Durchschnittsgehälter beziehen sich (außer für Kanada) auf den "International Physician Compensation Report 2021" von medscape.com; die Werte für Kanada stammen vom Canadian Institute for Health Information