Morgen geht es los. Meine erste Vorlesung im Medizinstudium. Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass ich es geschafft habe einen Platz zu ergattern und es jetzt wirklich losgeht. Bis hierher ist viel passiert: Seit ich 2015 mein Abi mit einem Schnitt von 1,9 in die Hand gedrückt bekam, habe ich verschiedene Dinge ausprobiert. Ich absolvierte zwei Ausbildungen (Bankkaufmann und Rettungssanitäter), habe in beiden Berufen gearbeitet, Erfahrungen gesammelt und Bekanntschaften geschlossen. Im Nachhinein bin ich sehr froh diesen Weg gegangen zu sein. Ich weiß nicht, ob ich direkt nach dem Abitur schon bereit für ein Studium gewesen wäre. Entschieden hatte ich mich direkt nach dem Abi ja auch noch nicht richtig, BWL oder Medizin? Oder doch was ganz anderes? Jetzt, knappe 3 Jahre nach meinem Abitur und vor mir das Studium bin ich mir sicher: Medizin. Dadurch, dass ich in beiden Berufsfeldern gearbeitet habe, weiß ich jetzt was auf mich zukommt und konnte mich entscheiden. Die Zeit beim Rettungsdienst war eine der Besten die ich bis jetzt hatte und ich werde in den Semesterferien sicher die ein oder andere Schicht übernehmen.
Als mir 2016 langsam klar wurde, dass ich Medizin studieren möchte, habe ich versucht einen Platz in Deutschland zu bekommen. Ich war beim Medizinertest, habe mich für die Losverfahren angemeldet und mich fleißig jedes Semester bei der Stiftung für Hochschulzulassung angemeldet. Gebracht hat es nichts. Im Nachhinein war es vielleicht etwas zu viel die Tests neben der Arbeit und diversen anderen Dingen zu machen… Jedenfalls habe ich mich irgendwann mit meinen Eltern zusammengesetzt und wir haben die Option eines Auslandsstudiums besprochen.
Als der Entschluss dann feststand habe ich mich nach einer Vermittlungsorganisation umgesehen, die sich auf darauf spezialisiert hat deutschen Studieninteressenten Studienplätze im Ausland zu vermitteln. Dabei bin ich über medizin-in-europa.de gestolpert und habe mich auf deren Website informiert. Frau Ried war von Anfang an sehr nett und hat sich um wirklich alles gekümmert. Auch wurden mehr als genügend Beispielfragen zur Verfügung gestellt, mit denen man sich auf den Test vorbereiten konnte. Dieses Mal habe ich nicht den Fehler gemacht mich neben einem Vollzeitjob vorzubereiten. Ich bin zu meinem Chef gegangen und habe mich auf 50% Arbeitszeit herunterstufen lassen, so hatte ich mehr als genug Zeit mich vorzubereiten. Hilfreich war es hierbei die Syllabi der einzelnen Unis zu Rate zu ziehen und dann anhand der Fragen von medizin-in-europa.de mein Wissen zu testen und anschließend fehlendes zu ergänzen.
Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich an den Testtagen nicht aufgeregt gewesen wäre. Am Ende jedes Tests meinten alle, einschließlich mir, wie unglaublich schlecht sie doch waren und dass sie nichts gewusst hätten. Im Endeffekt hat dann trotzdem die ganze Gruppe, mit der ich beim Aufnahmetest für Brünn war, bestanden. Soviel zum Thema nichts gewusst haben. Insgesamt hatte ich mich für drei Unis beworben: Dritte Medizinische Fakultät in Prag, Pilsen und Brünn. Geworden ist es am Ende Brünn und ich bin bis jetzt mehr als zufrieden.
Brünn, auf Tschechisch Brno, ist eine supertolle Stadt, die Leute nett und die Uni unglaublich modern. Von den Lebenshaltungskosten liegt es leicht unter deutschem Niveau. Die erste Woche in Brünn bestand daraus neue Leute kennen zu lernen, die Stadt zu erkunden und natürlich das ein oder andere Bier (kostet im Schnitt 1,50 Euro in der Kneipe) zu trinken. Hierbei ein großes Lob an die Leute von MIMSA, das ist die Organisation der Medizinstudenten in Brünn, die jeden Tag eine andere coole Aktion geplant haben. Da war wirklich alles dabei, vom Bowling über Lasertag bis hin zum Pubcrawl.
Morgen geht es jetzt also los mit der ersten Vorlesung: Basic Medical Terminology. Ich bin wirklich mehr als gespannt und freue mich, dass es jetzt endlich los geht. Es war zwar ein langer Weg bis hier hin, ich kann aber jedem nur raten es zu versuchen und nicht aufzugeben! Mit ein wenig Sitzfleisch ist es machbar und kein Ding der Unmöglichkeit.
In diesem Sinne auf ins Studium.