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Eine ganz andere Dimension


5. Oktober: Endlich ist es so weit. Der Tag, auf den wir die letzten paar Wochen alle hingefiebert hatten.

Um 7:30 Uhr klingelte der Wecker und da die Tasche vorsichtshalber schon am Vorabend gepackt worden war, gab es in der Früh, außer Frühstucken, nicht mehr viel zu tun.
Beim Essen machte sich schon eine kleine Spannung breit und wir konnten es kaum erwarten, das Haus zu verlassen.
Wir hatten Glück und wurden mit dem Auto zur Uni gefahren, wo wir eigentlich noch unsere Studentenausweise abholen wollten.

Als aber die Schlange ewig lang war, entschlossen wir uns, sicherheitshalber schonmal zu gehen und hatten auch keine Probleme, den Weg zum Krankenhaus zu finden, da sich die zwei Engländerinnen, die mit uns im Haus wohnen, schon sehr gut auskannten.

In der Aula des Klinikums mussten wir jedoch feststellen, dass es anscheinend noch Mitstudierende gab, die noch viel früher als wir aufgestanden waren und sich schon die besten Plätze unter den Nagel gerissen hatten.

Um kurz nach 9:00 Uhr ging dann unser aller erstes Fach im Medizinstudium los: Erste Hilfe.
Die Frau vorne legte ein ganz schönes Tempo vor und schon bald taten uns allen die Hände vom schnellen und vielen Mitschreiben weh. Doch auch die schnelle Vorgehensweise hatte ihre Vorteile, denn die eineinhalb Stunden vergingen wie im Flug.Eine ganz andere Dimension

Man hatte kaum Zeit, kurz etwas zu trinken, geschweige denn, mal aufs Handy zu schauen, was mir leider sowieso nicht möglich war, da ich meins am Vortag kaputt gemacht hatte.

Somit konnte ich auch meine einstündige Pause nicht wirklich genießen, da ich zu einem Handyladen in der Innenstadt musste. Glücklicherweise teilte mir dieser mit, mein Handy wäre schon in vier Stunden wieder repariert und ich musste mir die letzten 20 Minuten meiner Pause keine Gedanken mehr machen, wie ich mich zuhause melden könnte.

Zurück an der Universität strömten alle wie die Irren in den Vorlesungssaal, um - wieder Mal - die besten Plätze zu ergattern.

Nachdem der Professor den kompletten Raum abgedunkelt hatte und der Raum nur noch in das Licht der kleinen Schreibtischlämpchen auf den Tischen gehüllt war, begann er uns mit unglaublich vielen Informationen und Wissen zu bombardieren.

Wieder sechs DINA4 Blätter voller verließ ich die Vorlesung in den schön sonnigen Nachmittag. Eigentlich hätte ich nochmal 2,5 Stunden Uni haben sollen, aber anscheinend gibt es zwei verschiedene Wochenprogramme und somit fiel für mich mein Nachmittagsdate mit Medical Chemistry aus.

Auf dem Rückweg mit der Tram lernte ich noch zwei Griechinnen kennen, die auch grade mit mir aus der Vorlesung gekommen waren und wir unterhielten uns auf dem Weg in Richtung Stadt. Super, wie schnell man hier Leute kennenlernte.

Nach einem leckeren Mittagessen holte ich Nachmittags endlich mein Handy ab - endlich! - und ging wieder zurück zur Wohnung, um das Pensum, das heute vorgelegt wurde, zu verarbeiten.

Bei ein paar Kerzen und einer heißen Tasse Tee war das Lernen dann auch gar nicht so abwegig. Der Rest des Tages verstrich ziemlich entspannt und guten Gewissens konnte ich abends todmüde in die Federn fallen.
Dies ist ein Beitrag von Anna.
Anna studiert in englischer Sprache an der Medizinischen Fakultät der Prager Karlsuniversität in Pilsen.

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